Gutes Geschäft mit Austritten
Der Titel „Gutes Geschäft mit Austritten“ kann man auf zwei Arten lesen: Erstens (worauf der Beobachter wohl abzielt) ein profitables Geschäft mit unwissenden Kundinnen und Kunden. Zweitens aber auch in der Art einer hilfreichen Dienstleistung zur Beseitigung von Unklarheiten. Hier der Link zum nachfolgend besprochenen Beobachter-Artikel:
beobachter.ch: Sie machen Geld mit Austritten aus der KircheFehlende Informationen zum Kirchenaustritt
Warum ist es angebracht, den Austritts-Service als hilfreiche Dienstleistung zur Beseitigung von Unklarheiten zu bezeichnen? Nun, in der Realität zeigt sich, dass zwar viele Personen durchaus in der Lage sind selbständig den Kirchenaustritt zu verfassen, doch eben längst nicht alle Personen und letztere schätzen das Angebot, auch wenn es nicht kostenlos ist.
Seit Jahren zeigt sich, dass viele Kirchenmitglieder kaum über die Möglichkeit und den Ablauf eines Kirchenaustritts informiert sind. Diese Unkenntnis wurde lange Zeit von Kirchgemeinden und Pfarrämtern genutzt, um mit austrittswilligen Personen ins Gespräch zu kommen. Häufig entstand aus einer telefonischen Anfrage der Eindruck, ein persönlicher Besuch im Pfarramt sei notwendig, was nicht selten zu einer Änderung der Austrittspläne führte.
Dieses Informations-Defizit füllen Angebote wie von Austritt.ch oder Kirchenaustritt24. Diese Angebote kosten zwar etwa 30 Franken, dafür wird auch erheblich Arbeit abgenommen, aber vor allem Unsicherheit eliminiert betreffend dem korrekten Vorgehen beim Austritt aus der Kirche.
„Gutes Geschäft“ mit Kirchenaustritten
Eine besondere Dynamik entsteht, wenn Missbrauchsskandale innerhalb der Kirche die Austrittszahlen in die Höhe treiben, wie kürzlich nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Universität Zürich. Der Artikel hob hervor, dass insbesondere in solchen Situationen die Kirche erheblich von Rückgang bei den Kirchensteuereinnahmen betroffen ist.
Dass aber umgekehrt die Anbieter von Austrittsdienstleistungen besonders von dieser Entwicklung profitieren würden, ist ein nicht wirklich zutreffender Vorwurf. In der Tat ist es so, dass zwar der Umsatz steigt, wenn in den Medien neue Negativ-Meldungen zur Kirche in Umlauf kommen, doch damit steigt auch der Arbeitsaufwand.
Grundsätzlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Darstellung im Beobachter korrekt ist, dass unter dem Strich Geld mit der Kirchenaustritts-Dienstleistung Geld verdient wird. Weil aber die Dienstleistung neutral und als von der Kirche unabhängige Geschäftstätigkeit erbracht wird, ist es marktwirtschaftlich als normal anzusehen, dass die Aufwendungen angemessen entschädigt werden.
Vom Beobachter vorgebrachte Kritikpunkte
Für viele Menschen sei der Kirchenaustritt mithilfe kostenloser Vorlagen aus dem Internet einfach umsetzbar ▷ Ja, das entspricht durchaus der Realität, dass viele austretende Personen den Kirchenaustritt selbständig mit Hilfe kostenloser Vorlagen aus dem Internet erledigen. Aber einigen anderen Personen scheint es vorteilhaft einen kostenpflichtigen professionellen Service zu nutzen, um den Aufwand zu minimieren und mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Solche Anbieter würden versprechen, den Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten, indem sie präventiv potenzielles Hin und Her vermeiden ▷ Es entspricht leider der Realität, dass der Kirchenaustritt nicht immer reibungslos abläuft, da wie schon ausgeführt seitens der Kirche nur lückenhaft über das Austritts-Vorgehen informiert wird: Unwissenheit bei den Kirchenmitgliedern erhöht die Einnahmen bei der Kirchensteuer.
Weiter wird moniert, der der zuständigen Kirchgemeinde „wortreich“ erklärt, dass die betreffende Person mit der Kirche nichts mehr zu tun haben möchte ▷ Die Kritik an diesen Dienstleistungen als zu „wortreich“ greift zu kurz: Früher war es insbesondere beliebt bei den Kirchgemeinden betreffend Informierung über die Konsequenzen einzuhaken. Dies wird hinfällig, wenn bereits im Austrittsbrief auf darauf verwiesen wird in Kenntnis der Konsequenzen auszutreten. Eine professionelle Austrittserklärung ist umfangreich, um Unklarheiten und Nachfragen zu vermeiden. Viele Kunden schätzen die damit verbundene Sicherheit und den Komfort, auch wenn dies mit einer geringen Gebühr verbunden ist.